04.08.2021 Wenn das Immunsystem Hilfe braucht
Therapie mit Thymuspeptiden kann den Schutz
vor Covid-19 erheblich verbessern
Alle in Europa gegen Covid-19 zugelassenen Impfstoffe zeigen eine hohe Wirksamkeit. Selbst vor gravierenden Auswirkungen der gefährlichen Delta-Variante von Sars-Cov-2 mit Krankenhausaufenthalt schützen die Vakzine noch zu einem hohen Prozentsatz. Voraussetzung ist allerdings, dass für eine effektive Abwehrreaktion des körpereigenen Immunsystems ausreichend T-Zellen vorhanden sind. Bei Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder im fortgeschrittenen Alter ist dies häufig nicht der Fall.
So warnte deshalb Professor Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, dass bei Personen mit vollständiger Impfung manchmal kein wirksamer Impfschutz aufgebaut wird. Betroffen sind zum Beispiel Krebspatienten, deren Abwehrkräfte krankheits- oder therapiebedingt geschwächt sind. Aber auch Dialysepatienten mit Niereninsuffizienz entwickeln nach einer Covid-19-Impfung nur einen deutlich reduzierten Impfschutz, wie Forscher der Universität Duisburg-Essen feststellten 1. Ebenso zeigte sich bei älteren Menschen nach einer Impfung gegen Covid-19 sehr häufig eine verzögerte und reduzierte T-Zell-Reaktion 2.
Ein aktiver und wirksamer Schutz vor Sars-Cov-2 erfordert neben weiteren Reaktionen des Immunsystems insbesondere ein starkes und schlagkräftiges T-Zell-System 3. Das kann vor aktuell auftretenden Corona-Stämmen ebenso schützen wie vor zukünftigen Virus-Varianten. Das T-Zell-System umfasst verschiedene Formen von T-Zellen. Während die T-Lymphozyten von Coronaviren befallene Körperzellen ausfindig machen und diese direkt zerstören, um eine weitere Verbreitung von Viren im Körper zu verhindern, sorgen T-Gedächtniszellen dafür, dass der Organismus auch gegen zukünftige Virusangriffe gewappnet ist. So wurde festgestellt, dass die Zahl der T-Lymphozyten im Organismus nach dem Abklingen der akuten Infektion oder der vollständigen Impfung relativ bald zurückgeht. Aus einem kleinen Teil dieser T-Lymphozyten haben sich jedoch T-Gedächtniszellen entwickelt, die in ihrem Gedächtnis speichern, wie die Krankheitserreger aussehen und welche Maßnahmen nötig sind, um diese auch zukünftig abzuwehren oder zu beseitigen. Daraus resultiert die länger anhaltende Immunität gegen Coronaviren bei Genesenen und Geimpften. Treten die Krankheitserreger erneut auf, werden sie erkannt und sofort Abwehrmaßnahmen ausgelöst. Wie lange diese Immunität jedoch anhält, ist noch nicht bekannt. Wissenschaftler gehen von mehreren Monaten bis hin zu einigen Jahren aus. Unter Umständen kann eine Impfung sogar für einen jahrzehntelang anhaltenden Schutz sorgen, wie Untersuchungen an gegen Pocken Geimpften oder nach der Spanischen Grippe von 1918 Genesenen zeigten. T-Gedächtniszellen gegen Pocken wurden bei Geimpften auch noch nach 50 Jahre festgestellt 4, T-Gedächtniszellen gegen die Spanische Grippe selbst 90 Jahre nach der Genesung von Betroffenen 5.
Wichtig für ein optimal funktionierendes T-Zell-System ist in jedem Fall das Vorhandensein einer ausreichenden Zahl von T-Zellen. Das gilt für die Abwehr von Erkrankungen ebenso wie für deren Vorbeugung zum Beispiel durch Impfungen. Negativ wirken sich insbesondere die eingangs beschriebenen Vorerkrankungen oder ein fortgeschrittenes Alter aus. Mit den Jahren altert das T-Zell-System und es liegen immer weniger T-Zellen vor, darunter auch T-Gedächtniszellen. Durch die Injektion von Thymuspeptiden kann sich das angeschlagene T-Zell-System erholen und auf diese Weise erheblich profitieren. Dabei kommt es zur Vermehrung des gesamten Lymphozyten-Pools, darunter auch der T-Lymphozyten und der T-Gedächtniszellen. Überwachen und belegen lässt sich das durch einen im Labor erstellten Immunstatus. Die Therapie mit Thymuspeptiden führt dazu, dass die Patienten in der Regel mit Virusinfekten wie etwa Covid-19 entschieden besser fertig werden und deutlich günstigere klinische Verläufe aufweisen. Neben Viruserkrankungen trifft dies nachweislich auch auf Tumor-Erkrankungen zu. In jedem Fall wird nach der Gabe von Thymuspeptiden das Immunsystem derart optimiert, dass es besser mit vielen Erkrankungen fertig wird, ohne eine Überreaktion zu zeigen.
1) Jahn M., Korth J., Dorsch O. et al.: "Humoral Response to SARS-CoV-2-Vaccination with BNT162b2 (Pfizer-BioNTech) in Patients on Hemodialysis", Vaccines 2021, 9(4), 360; https://doi.org/10.3390/vaccines9040360
2) Tober-Lau P., Schwarz T., Hillus D. et al.: "Outbreak of SARS-CoV-2 B.1.1.7 Lineage after Vaccination in Long-Term Care Facility, Germany, February-March 2021", EID Journal, Volume 27, Number 8 - August 2021, DOI: 10.3201/eid2708.210887
3) Redd A. D., Nardin A., Kared H. et al.: "CD8+ T-Cell Responses in COVID-19 Convalescent Individuals Target Conserved Epitopes From Multiple Prominent SARS-CoV-2 Circulating Variants". Open Forum Infectious Diseases, Volume 8, Issue 7, July 2021, ofab143, doi.org/10.1093/ofid/ofab143
4) Crotty S., Felgner P, Davies H. et al.: "Cutting Edge: Long-Term B Cell Memory in Humans after Smallpox Vaccination", J Immunol November 15, 2003, 171 (10) 4969-4973; DOI: doi.org/10.4049/jimmunol.171.10.4969
5) Xiaocong Y., Tsibane T., McGraw P. A. et al.: "Neutralizing antibodies derived from the B cells of 1918 influenza pandemic survivors", Nature. 2012 Oct 25;490(7421):570, DOI: 10.1038/nature07231
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