03.01.2019 Chancen für die Erhaltung der Kognition im Alter
Aktuelle Daten zum Präventionspotential der B-Vitamine
Kognitive Beeinträchtigung ist bei älteren Menschen weit verbreitet und verursacht zunehmend soziale und ökonomische Probleme. Für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen ist es im ersten Schritt sinnvoll, frühe Risikofaktoren für Demenz zu identifizieren, um dann zu prüfen, ob durch Beeinflussung dieser Faktoren das Demenzrisiko abnimmt.
Bereits in der ersten Veröffentlichung zur Oxforder VITACOG-Studie wurde festgestellt, dass Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung, die außerdem erhöhte Plasmaspiegel des Risikofaktors Homocystein hatten, von einer B-Vitamin-Behandlung profitieren: Die altersbedingte Hirnatrophie verlangsamte sich1.
Zwischenzeitlich sind auch die lange erwarteten Daten zur Kognition publiziert: Die Auswertung ergab, dass sich die geistigen Fähigkeiten der Probanden in der Vitamingruppe langsamer verschlechterten als in der Placebogruppe. Personen, bei denen zu Beginn der Studie im Plasma hohe Homocysteinkonzentrationen festgestellt wurden, profitieren am meisten von der Behandlung mit den Vitaminen B12, B6 und Folsäure2. Die VITACOG-Forscher werden ihre Arbeit fortsetzten, um zu untersuchen, in welchem Lebensalter ein Homocysteinscreening sinnvoll ist und zu welchem Zeitpunkt eine Prävention mit B-Vitaminen die Inzidenz von Demenzerkrankungen verringern oder den Ausbruch verzögern kann.
CSBA-Studie: viel Homocystein - wenig Folsäure - häufiger Demenz
In der italienischen Conselice Kohortenstudie zur Hirnalterung (CSBA) wird die Verbreitung von Demenzerkrankungen untersucht. Die Universität Bologna erhob die Daten in der Gemeinde Conselice Norditaliens. An der Studie nahmen 1.016 Personen ab 65 Jahren teil1. Das Durchschnittsalter betrug 74,6 Jahre
Zwischen 1999 und 2000 wurden die Probanden untersucht und befragt. Von 985 Teilnehmern wurden Blutproben genommen, außerdem wurden die gesundheitliche Konstitution und der soziale Status dokumentiert. Weiterhin wurden Homocystein und Vitaminspiegel sowie Laborparameter für die klassischen Risikofaktoren bestimmt. Wenn sich Anhaltspunkte für kognitive Defizite fanden, wurden neuropsychologische Tests und neuroradiologische Untersuchungen durchgeführt. Zu Beginn der Studie hatten 5,9% der Teilnehmer eine Demenzerkrankung, bei 45% war es eine vaskuläre Demenz und bei 50% eine Demenz vom Typ Alzheimer.
Von 2003 bis 2004 wurden 751 Überlebende noch einmal untersucht. Pro 1.000 Patientenjahre fanden sich 37,8% Demenzen, davon 23,8% M. Alzheimer und 11,0% vaskuläre Demenz. Aus den Daten ergab sich eine Beziehung zwischen Homocystein über 15 µmol/L bzw. Folsäuremangel mit erhöhtem Demenz-Risiko. Eine weitere wichtige Beobachtung: Physisch aktive Studienteilnehmer bekamen seltener eine vaskuläre Demenz.
B-Vitamine zum Schutz vor Depression nach Schlaganfall
Es gibt zahlreiche Kohorten- und Interventions-Studien, die zeigen, dass es zwischen B-Vitamin-Mangel und Depression einen Zusammenhang gibt. Menschen mit schlechter Folsäure- oder Vitamin-B12-Versorgung oder mangelhafter Resorption erkranken häufiger an Depression. Außerdem wirkt die Psychopharmakotherapie bei ihnen meist schlechter und verzögert; das Risiko eines Rückfalls ist höher. Überlebende eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts haben ein stark erhöhtes Risiko für Depression. Im Fall von Schlaganfall ist jeder dritte Patient ist betroffen. Meist entwickelt sich die Depression im ersten Halbjahr nach dem Ereignis.
273 Patienten des VITATOPS-Kollektivs (Vitamins To Prevent Stroke), die in den vorangegangenen 6 Monate einen ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall bzw. eine transitorische ischämische Attacke (TIA) erlitten hatten, wurden zufällig einer Vitamin- oder Placebogruppe zugeteilt und nahmen im Durchschnitt 7,1 Jahre täglich 2 mg Folsäure, 25 mg Vitamin B6 sowie 0,5 mg Vitamin B12 oder Placebo ein.
Patienten der Vitamingruppe hatten im Vergleich zur Placebogruppe ein um 50% geringeres Risiko eine Major Depression zu entwickeln. Die Wirkung der B-Vitamin-Intervention auf das Depressionsrisiko wurde nach etwa 6 Jahren messbar. Die Ursache des Schutzes vor Depression ist folglich nicht einfach die Senkung des Homocysteinspiegels, denn dies dauert nur Wochen bis Monate. Für den Schutz des psychischen Gleichgewichts scheinen langfristige Veränderungen erforderlich zu sein.
Bewährte B-Vitamin-Therapie nützt dem alternden Gehirn
Ärzte sollten auf ein ganzheitliches, integratives Behandlungskonzept mit modernen schulmedizinischen und bewährten naturheilkundlichen Methoden setzen. Dabei spielen B-Vitamine eine wichtige Rolle. Die nach Bedarf kombinierbare Behandlung mit den Vitaminen B1, B6, B12 (Novirell®) und Folsäure (Folarell®), wird über zwei bis drei Wochen parenteral durchgeführt. Diese Injektions- oder Infusionstherapie stärkt Körper und Geist, fördert das Wohlbefinden und trägt zur Prävention von Alterserkrankungen bei.
1. Smith AD et al. (2010): Homocysteine-lowering by B vitamins slows the rate of accelerated brain atrophy in mild cognitive impairment: a randomized controlled trial. PloS ONE 5(9):1-10.
2. de Jager et al. (2011): Cognitive and clinical outcomes of homocysteine-lowering B-vitamin treatment in mild cognitive impairment: a randomized controlled trial. Int J Geriatr Psychiatry [Epub ahead of print].
3 Ravaglia G, Forti P (2010): The conselice study of brain ageing. Immun Ageing 7 Suppl 1:S2.
4. Almeida OP et al. B-Vitamins Reduce the Long-Term Risk of Depression After Stroke: The VITATOPS-DEP Trial. Ann Neurol 2010. 68:503-510.
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