04.06.2019 Therapie des Kopfschmerzes mit Homöopunktur
Bernd Krautheimer
Kopfschmerzen und Migräne sind in unserer Gesellschaft sehr weit verbreitete Gesund-heitsbeeinträchtigungen, die nicht nur die persönliche Lebensqualität mindern, sondern auch einen volkswirtschaftlichen Schaden durch Arbeitsausfall oder Leistungsminderung der betroffenen Mitarbeiter verursachen, ganz zu schweigen von dem gesundheitlichen Schaden, den sich die Betroffenen durch die langjährige Einnahme von Schmerz-medikamenten häufig selbst zufügen. Ein grosser Anteil der Dialysepatienten sind chronische Kopfschmerzkranke mit jahrelanger analgetischer Therapie, ein Leidensweg, der im Nachhinein gesehen vermeidbar gewesen wäre.
Wenn wir uns nun um Alternativen zu Schmerztabletten bemühen, übernehmen wir zu-nächst eine grosse Verantwortung für den Patienten. Kranke mit chronischen Kopf-schmerzen, die über viele Jahre im Wesentlichen unverändert immer wieder auftreten und sinnvollerweise möglichst neurologisch abgeklärt wurden, sind zunächst die Patienten, denen wir uns sofort widmen können. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn die Kopfschmerz-anamnese recht kurz ist, etwa nur ein Jahr oder weniger und die Patienten nicht ander-weitig fachlich durchuntersucht sind. Vergessen wir nicht, dass ein Hirntumor, ein Gefäß-aneurysma, die Hypertonie, der erhöhte Augeninnendruck oder Glaukomanfall, eine chronische Sinusitis, eine Mittelohrenentzündung, ein Infekt oder eine Infektionskrankheit wie Meningitis hinter der Symptomatik stecken könnten ebenso wie eine zervikale Spondylose.
Bei der Betrachtungsweise der Kopfschmerzentstehung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) müssen wir uns vor Augen führen, dass im Kopfbereich nur Yang-Meridiane verlaufen, in denen Yang-Qi fließt. Kopfschmerzen entstehen in diesem Denksystem dadurch, dass "das klare Yang nicht mehr zum Kopf aufsteigen kannn" bzw. "das trübe, verbrauchte Yang nicht absteigen kann". Es ist also der Fluss der Energie in den Meridianen zum Kopf auf irgendeine Weise behindert. Daran sind im Wesentlichen drei Ursachen alleine oder in Kombination schuld:
Es kann eine pathogene Energie in Form von Wind, Kälte, Hitze oder Nässe in das Meridian-system oder in die Oberfläche (meist Nacken) eingedrunngen sein und blockiert somit die körpereigene Qi-Zirkulation. Der Anstau des körpereigenen Yang und die reaktiven Verdrängungsbemühungen des Abwehrsystems verursachen dann die Schmerzen. Die Ursache ist also eine ?äußere Fülle?.
Bei der "inneren Fülle" führen zumeist chronische emotionale Belastungen wie Zorn, Ärger, Stress, Frust, Hass, Neid zu einer Erhitzung des Leberyang, das dann zum Kopf aufsteigt und über eine Leberyangfülle Kopfschmerzen auslöst, häufig pochend auf dem Schädeldach, evtl. verbunden mit Hypertonie und Rötung der Augen. Chronische Leber-Qi-Stagnation bedingt dann auch Blutstagnation (Ähnliche wie das Schädeltrauma) mit schweren Kopfschmerzen (die Leber hat nach TCM-Sicht die Aufgabe, das Blut und Qi gleichmäßig fliessen zu lassen). Kummer, Sorgen, Grübeln, geistige Überforderung durch Lernen, Partnerschaftsprobleme oder Mobbing führen über eine Schwächung der Milz-energetik zur Ansammlung von Nässe und Schleim, die ebenfalls die körpereigene Yang-zirkulation behindern. Hier handelt es sich in beiden Fällen um Funktionsstörungen von Yin-Organen, die sich über Leitbahnen der gekoppelten Yang-Partner und innere Meridian-verläufe am Kopf auswirken.
Kopfschmerzen vom "inneren Leeretyp" sind von einem Mangel an Qi, Blut oder Nieren-energie ausgelöst. Nach der klassischen Vorstellung kann das Yang nur ausreichend bewegt werden, wenn im Körper die treibenden Kräfte, besonders das Qi, in genügender Menge vorhanden sind. Durch geistige Überarbeitung nimmt das Milz-Qi Schaden, durch körperliche Überarbeitung das Nieren-Yin-Qi. Auch übermäßige sexuelle Aktivität und zu kalte, fette, milchreiche Ernährung zählen nach der TCM zu schädigenden Faktoren der Milzenergie.
Damit wir ein klares Bild über die energetischen Zusammenhänge der Meridiane am Kopf und die sich daraus ergebenden Therapiemöglichkeiten auch über Fernpunkte gewinnen können, müssen wir die drei Energieumläufe in ihrer Systematik verstehen. Die 12 Körper-meridiane sind in 3 ?Umläufe? unter Beteiligung von 4 Meridianen aufteilbar, wobei jeweils ein Paar Yin-Yang-Arm und ein Paar Yin-Yang-Bein einen Umlauf bilden. Die Yang-Meridiane des Armes werden in der Nähe der Sinnesorgane (Auge, Nase, Ohr) am Kopf umgeschaltet auf die Yang-Meridiane des Beines, was bedeutet, dass im Kopfbereich sämtliche Yangmeridiane sowohl der Arme als auch der Beine repräsentiert sind. Da die wichtigen Steuerpunkte für den Qi-Fluss zwischen den Fingerspitzen und dem Ellbogen-gelenk, bzw. zwischen den Zehenspitzen und dem Kniegelenk liegen, ist es nicht ver-wunderlich, dass die besonders wirksamen Punkte für die Kopfschmerztherapie nicht am Kopf, sondern an den Händen und Unterarmen, bzw. den Füssen und Unterschenkeln liegen.
Die energetischen Umläufe. Ein Yang-Meridian des Armes und ein Yang-Meridian des Beines bilden ein Längsachse am Körper( z.B. Tai-Yang-Achse Dünndarm-Blase), ebenso bei den Yin-Meridianen (z. B. Shao-Yin-Achse Herz-Niere). Die gekopplelten Yin und Yang Partner (z. B. Niere und Blase oder Herz und Dünndarm) sind miteinander über die Luo- und Quellpunkte quervernetzt. Somit kann eine emotionale Störung der Niere (Angst) sich auf den Blasenmeridian energetisch schwächend auswirken und Nackenkopf-schmerzen ("Spannungskopfschmerzen") auslösen, bzw. eine depressive Verstimmung mit Energieschwäche des Herzmeridians ein Schulter-Arm-Syndrom mit Schmerzen im Schulterblattbereich und Ellbogenschmerzen bedingen (Dünndarmmeridian).
Der Tai-Yang-Nackenkopfschmerz
Die Region des Nackens wird energetisch von der Achse Dünndarm-Blase, dem Tai-Yang versorgt. Diese Region ist besonders empfindlich auf das Eindringen äußerer Wind-pathologien, die Kälte, Hitze oder Nässe mit sich tragen. Typisch ist der steife Nacken durch Luftzug, wobei besonders die Beugung und Dorsalflexion der Halswirbelsäule schmerzhaft ist und der Schmerz sich über den Schädel im Verlauf des Blasenmeridians nach frontal ausbreitet. Sind die Rotationsbewegungen stärker betroffen, weist dies auf einen Befall des Gallenblasenmeridians hin.
Der Blasenmeridian wird in seiner Funktionsfähigkeit von der Energie der Niere, dem Yin-Partner, genährt. Durch chronische existenzielle Ängste z.B. um den Arbeitsplatz, die Wohnung, die Familie, die finanzielle Sicherheit usw. wird die Niere ebenso geschwächt wie duch Überarbeitung, wobei ein Qi-Mangel im abhängigen Blasenmeridian unter anderem zu Spannungskopfschmerzen im Nacken führt. Aber auch Herzängste mit Mutlosigkeit, Freudlosigkeit, Ziellosigkeit und einem Mangelempfinden von Liebe und Zuwendung wirken sich negativ über den gekoppelten Partner Dünndarm auf das Tai-Yang aus.
Die Therapie erfolgt über die Kardinalpunkte Dü 3 (schaltet das Lenkergefäß, die Sonder-energiebahn der Rückenmitte ein, starke spasmolytische Wirkung besonders auf die Nackenmuskulatur) und Blase 62 (entspannt die paravertebrale Muskulatur des gesamten Rückens). Als lokale Punkte kommen Blase 10 und die Hua-Tuo Jiaji-Punkte zum Einsatz. Bei schmerzhafter Rotation der HWS und einer vorausgegangenen Windexposition ist die zusätzliche Kombination des Punktes Gb (Gallenblase) 20 zu empfehlen.
Als homöopathische Mittel können wir von Bryonia, Rhus toxicodendron und Nux vomica besondere Erleichterung erwarten, wobei die Mittel gezielt einzeln , aber auch in Kombi-nation in einer Mischspritze in die Akupunkturpunkte injiziert werden.
Therapie der Tai-Yang-Kopfschmerzen
Das Arzneimittelbild von Bryonia ist im Repertorium bei Kopfschmerzen dreiwertig aufge-führt. Die Symptomatik ist gekennzeichnet durch stechende Schmerzen bei der geringsten Bewegung und Verschlimmerung durch Aufregung und Ärger. Der Bryonia-Patient leidet unter einer starken inneren Reizbarkeit und Unsicherheit, er macht sich große Sorgen um seine Zuklunft und um seine finanzielle Sicherheit, er leidet unter einer quälenden Angst vor Verarmung. Das Kopfschmerzbild entwickelt sich gelegentlich zu einer linksseitigen Migräne, die sich auf Druck und kalte Umschläge bessert.
Im Gegensatz zu Bryonia sind die Beschwerden bei Rhus toxicodendron Folge von Kälte- und Nässeeinwirkung, werden durch Kälteanwendung und Ruhe verschlechtert und bessern sich durch fortgesetzte Bewegung. Der Patient ist höchst empfindlich auf Zugluft. Rhus tox. Ist bei heftigen Schmerzen, als wolle der Kopf bersten und bei neuralgiformen, reißenden Schmerzen angezeigt. Emotional ist der Patient sehr angespannt und kann nur schlecht entspannen.
Der Nux vomica Typ ist ein reizbarer, jähzorniger, nervöser, hektischer, geschäftiger Mensch, der seine Überarbeitung mit Nikotin, Kaffee und Alkohol auszugleichen versucht. Schon am frühen Morgen hat er schlechte Laune, besonders, wenn er lange und gut ge-schlafen hat. Andererseits besitzt Nux vomica ein ausgeprägtes Pflichtgefühl und eine hohe Arbeitsmoral, er arbeitet ehrgeizig, hart und fleißig. Die Kopfschmerzen sind charakterisiert durch ein benebeltes Gefühl im Kopf, Übelkeit und Brechreiz sowie neural-gische Empfindungen. Es besteht eine außerordentliche Empfindlichkeit gegen Zugluft und Kälte.
Der Shao-Yang-Kopfschmerz
Der Drei-Erwärmer-Meridian und der Gallenblasenmeridian decken die Schläfenregion und seitliche Schädelregion über dem Ohr ab. Auslöser für Kopfschmerzen dieses Typs können äußere Wind-Kälte oder Wind-Nässe sein. Da die Leber als Yin-Partner der Gallenblase diesen Meridian energetisch mitversorgt, ist jedoch häufig Ärger, Zorn, Stress, Aufregung, Hass und Streit Ursache für einen lateralen Kopfschmerz, der sich bis zu einer Gallen-migräne auswachsen kann. Dann klagt der Patient über ein Gefühl, als würde jemand mit der Faust von hinten auf das Auge drücken.
Zur Therapie über die Shao-Yang-Achse wählen wir die Kardinalpunkte 3E5 und Gb 41. Dazu als lokale Punkte Gb 14 (Testpunkt für Gallenblasenerkrankungen), Gb 8 und den Punkt Tai-Yang an der Schläfe. Übelkeit und Erbrechen sind Zeichen der Mitbeteiligung von Milz und Magen und erfordern evtl. zusätzlich die Punkte MP 6, KG 12 und Ma 36.
Therapie des Shao-Yang-Kopfschmerzes
Als geeignete homöopathische Mittel setzen wir ebenfalls Bryonia oder/und Nux vomica ein, haben hier aber noch Berberis vulgaris, Taraxacum und Sulfur zur Auswahl. Bryonia hat einen starken Bezug zur Gallenblase, Nux vomica zur Magen-Darm-Energetik.
Berberis vulgaris ist zwar ein kleines Mittel, aber zur Beruhigung von Reizzuständen der Leber, Galle und Nieren hochwirksam, besonders im Zusammenhang mit einer Stoff-wechselübersäuerung (harnsare Diathese). Im Kopf verspürt der Patient ein Völle- und Vergrößerungsgefühl, allgemein findet er sich schwach und körperlich sowie geistig abgespannt, wie zerschlagen.
Taraxacum (Löwenzahn) findet auch in der Volksmedizin Anwendung als galletreibendes Mittel. In der Homöopathie ist es als Choleretikum, als entzündungshemmendes Leber-mittel (Hepatitis), als Diuretikum und als Antidiabetikum bekannt. Die Stimmung des Patienten ist reizbar, apathisch, antriebslos, der Kopfschmerzcharakter drückend, betäubend und stechend, begleitet von Brennen und Stechen der Augen sowie einem Sandkorngefühl der Bindehäute.
Das große Polychrest Sulfur ist in der Leber ein wichtiger Vermittler der Entgiftung und Ausscheidung über die Galle. Die Giftstoffe werden als Schwefelester gebunden und so ausgeschieden. Aber auch für den Blutfluss ist Sulfur (wie die Leber) wichtig im Sinne der Thromboseprophylaxe. Im Zusammenhang mit Kopfschmerzen (typischerweise auch Scheitelkopfschmerzen) gilt Sulfur als dreiwertiges Mittel. Dabei zeigt sich ein heißes, rotes Gesicht mit Schwindel, Blutandrang und Blutwallung zum Kopf, dazu Neigung zu Nasenbluten. Nachts im Bett juckt der ganze Körper, die Füße sind heiß und werden herausgestreckt. Der Sulfurtyp will bewundert werden, wie großartig er ist, dass er der erste und der beste ist, damit sein Geltungsbedürfnis gestillt wird.
Der Yang-ming-Kopfschmerz
Der ventrale Energieumlauf wird von der Yang-ming-Achse mit den Dickdarm-Magen-Meridianen sowie den gekoppelten Yin-Partnern Lunge und Milz (Tai-Yin-Achse) gebildet. Charakteristisch sind frontale Schmerzen im Stirn- und Gesichtsbereich in Verbindung mit Nebenhöhlenaffektionen, also verbleibende äussere pathogene Wind-Kälte-Nässe Probleme. Aber auch die emotionale Belastung der Milz mit Kummer, Sorgen, Partner-schaftsproblemen, geistiger Überarbeitung und Mobbing führen über eine Minderung des Milz-Qi zur Nässe- und Schleimansammlung im Gesichtsbereich mit dumpfen, benom-menen Kopfschmerzen im Yang-ming.
Die Hauptpunkte zur Behandlung der Yang-ming-Achse sind Di 4 und Ma 36, also auf der einen Seite Ausleitungswirkung pathogener Energien aus dem Gesicht und andererseits Stärkung der Mitte (Magen- und Milzenergetik). Ergänzend sind die Punkte Lu 7 (Stärkung der Abwehrenergie), Di 20 (Nasennebenhöhlen) und Yin Tang (an der Nasenwurzel, Meisterpunkt für Nase und NNH) sowie Gb 12 (Spezialpunkt für Prozesse im Gesicht) einsetzbar.
Therapie des Yang-ming-Kopfschmerzes
Aus homöopathischer Sicht sind zur Injektion in die Akupunkturpunkte die Mittel Magnesium fluoratum, Sulfur, Nux vomica und Silicea geeignet.
Magnesium zeigt eine entgiftende Wirkung auf abgelagerte Erregertoxine von Bakterien und Viren sowie auf Autotoxine nach abgelaufenen Infekten im Nasenrachenraum. Fluor tonisiert und entblockt das toxisch belastete und gealterte lymphatische System und Binde-gewebe. Diese Kombination ist besonders indiziert, wenn bei chronischen Sinusitiden cervicobrachiale Schmerzsyndrome oder Ileosacralgelenksblockaden hinzukommen. Die Patienten klagen bei Kopfschmerzen über eine Verschlimmerung morgens nach dem Schlafen, aber auch nach dem Mittagsschlaf, Appetitlosigkeit und Überlkeit, Schwindel und Benommenheit des Kopfes, wobei die letzteren Symptome auf eine Milz-Qi-Schwäche hinweisen.
Sulfur kann besonders in der Übergangsphase vom akuten zum chronischen Entzündungs-stadium die Heilungsprozesse vorab in Gang setzten und als Initialzünder für die Wirkung vom Magnesium fluoratum eingesetzt werden.
Nux vomica haben wir schon als Mittel mit starkem Bezug zum Magen bei höchster Kälte- und Luftzugempfindlichkeit kennengelernt.
Die Wirkung von Silicea (Kieselsäure) erstreckt sich hauptsächlich auf das Bindegewebe, das reticuloendotheliale System und spielt ein wichtige Rolle in der Aktivität der Bauch-speicheldrüse (Milz-Pancreas-Magen). Bekannt ist der Einsatz bei eitrigen Prozessen der Schleimhäute (NNH) und des lymphatischen Systems (peritonsillärer Abszess). Der Silicea-Kopfschmerz ist gekennzeichnet durch einen Blutandrang zum Kopf, als wolle der Kopf platzen, wobei Bewegung des Kopfes, Bücken und Sprechen die Beschwerden ver-schlimmern. Der Schmerz setzt sich über den Augen fest. Der Patient hat das Bedürfnis, den Kopf warm einzubinden. Allgemein ist der Siliceapatient sehr lärmempfindlich, reizbar, hat wenig Selbstvertrauen, schwitzt leicht am Kopf und an den Füssen (sehr geruchs-intensiv).
Kopfschmerzen bei energetischer Störung der Yin-Organe
Der Kopfschmerz bei Leber-Yang-Fülle
Zorn, Wut, Ärger, Frust, Hass und Neid lösen in der Leber eine Stagnation von Qi und Blut aus, die das Yang-Qi der Leber erhitzt und aufsteigen lässt. Über Spannungsgefühl im Oberbauch, thoracale Beklemmung evtl mit Herzklopfen, Globusgefühl im Hals steigt das Leber-Yang weiter zum Kopf auf und löst einen pochenden Scheitelkopfschmerz aus.
Therapie des leberbedingten Kopfschmerzes
Zur Therapie muss die Leber über die Punkte Le 3 und Bl 18 (bei heftiger Symptomatik auch Le 2, den "Feuerpunkt") mit Injektion von Taraxacum und/oder Nux vomica sediert werden. Es hat sich bewährt, dazu Ni 3 und Bl 23 (das Nieren-Yin kühlt die Leber) mittels Berberis oder Solidago und He 7 mit Bl 15 (Stärkung des Herz-Yin) mittels Crataegus mitzubehandeln.
Der Kopfschmerz bei Milz-Qi-Schwäche
Der Schmerz breitet sich bandförmig um den Kopf aus und ist geprägt von Schweregefühl und dumpfem Schmerzcharakter. Dem Funktionskreis der Milz obliegt die Verarbeitung und Verteilung des reinen Wassers aus der Nahrung. Bei emotionaler Belastung mit Kummer und Sorgen, geistiger Überarbeitung und Partnerschaftsproblemen können sich über eine Funktionsschwäche der Milz Wasser und Schleim im mittleren Erwärmer ansammeln und die Qi-Zirkulation im Magen- oder auch Gallenblasenmeridian behindern. Der Patient hat zusätzlich zu seinen Kopfschmerzen eine ausgeprägte Blähneigung und weiche, breiige Stühle. Am Zungenrand finden wir Zahneindrücke.
Therapie des milzbedingten Kopfschmerzes.
Bei der Behandlung des milzbedingten Kopfschmerzes müssen wir die wasserver-arbeitende Funktion der Milz stärken. Eichhornia crassipes und Nux vomica sind hier wirksam besonders über die Punkte MP 3 (Quellpunkt), KG 12 (digestiver Alarmpunkt des Dreierwärmers) und Bl 20 (Zustimmungspunkt). Über die Fernpunkte Lu 7 und Di 4 (Luo-Alarmpunkt) können wir zusätzlich die Energiezirkulation im Kopfbereich befreien, als lokaler Punkt eignet sich Ma 8 in den ?Geheimratsecken? (spezifischer Punkt, um Nässe aus dem Kopfbereich zu befreien).
Der nierenbedingte Kopfschmerz
Die Niere regiert u.a. das Gehirn, das Rückenmark und die Zähne. Der Kopfschmerz bei einer Störung der Nierenenergetik entsteht dadurch, dass das geschwächte Nieren-Yin oder ?yang nicht zum Kopf aufsteigen und das Gehirn nähren kann, der Schmerz wird tief drin im Gehirn empfunden mit einem Leeregefühl und zeigt häufig eine Ausstrahlung in das Zahngebiet. Ursachen sind chronische Existenzängste oder körperliche Überarbeitung. Diese Art von Kopfschmerzen verschlimmern sich durch sexuelle Aktivität.
Therapie der nierenbedingten Kopfschmerzen.
Therapeutisch hat vor allem Solidago (Goldrute) einen organotropen Bezug zur Niere. Ni 3 (Quellpunkt), Bl 23 (Zustimmungspunkt) und KG 4 nähren die Nierenenergetik zusammen mit einer Stärkung der Mitte über MP 6 und Ma 36 (Energiegewinnung aus der Nahrung, Mittelwahl: Nux vomica, Eichhornia) und einer Anregung der Energiezirkulation im oberen Erwärmer über KG 17 und LG 20.
Diese Auswahl aus den vielfältigen Möglichkeiten, die uns die Homöopunktur zur Therapie von Kopfschmerzen bietet soll eine Hilfe für den Einstieg in die Materie darstellen. Es wäre vermessen, im dem uns hier zur Verfügung stehenden Rahmen eine alles umfassende Darstellung bieten zu wollen. Aber in der Einfachheit und Überschaubarkeit der hier dargestellten Fälle sollte wohl auch ein Therapeut ohne intensive Vorbildung in Akupunktur und Homöopathie die Zusammenhänge in seiner Praxis nachvollziehen können. Wie schon Laotse sagte: "Jede große Reise beginnt mit dem ersten Schritt".
Literaturverzeichnis
Maciocia G: Die Grundlagen der Chinesischen Medizin. Kötzting: Verlag für Ganzheitliche Medizin 1994.
Maciocia G: Die Praxis der Chinesischen Medizin. Kötzting: Verlag für ganzheitliche Medizin 1997.
Platsch K.-D.: Die fünf Wandlungsphasen. München: Elsevier urban & Fischer 2005.
Mezger J: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. Heidelberg: Haug 1988
Servicehinweis
Medikamentenliste (Sanorell Pharma GmbH & Co KG, Hurststraße 31, 77815 Bühl/Baden)
Bryonia D4, D8, D12 (Articurell, Gelenk-Spezifikum)
Berberis vulgaris D 4, D8, D12 (Berberell, Muskel-Spezifikum)
Crataegus D4, D8, D12 (Cororell, Herz-Spezifikum)
Acidum silicium, Silicea, D4, D8, D12 (Dermarell, Haut-Spezifikum)
Traxacum D4, D8, D12 (Hepatorell H., Leber-Spezifikum)
Strychnos nux vomica D4, D8, D 12 (Nuvorell, Magen-Darm-Spezifikum)
Cimicifuga racemosa D4, D8, D12 (Ovarell, Ovar-Spezifikum)
Eichhornia crassipes D4, D8, D12 (Pancrearell, Pankreas-Spezifikum)
Populus tremuloides D4, D8, D12 (Prostarell, Prostata-Spezifikum)
Grindelia robusta D4, D8, D12 (Pulmorell, Lungen-Spezifikum)
Solidago virgaurea D4, D8, D12 (Renorell, Nieren-Spezifikum)
Sulfur D8, D12 (Sulfurell, Nerven-Spezifikum)
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